Simon Kiefer ist seit 100 Tagen der Geschäftsführer der pro juventa gGmbH.
Am 11.04.2023 steht Simon Kiefer seit 100 Tagen an der Spitze der pro juventa gGmbH. Am 1. Januar 2023 hat der 49-jährige studierte Erziehungswissenschaftler den langjährigen Geschäftsführer Karl-Heinz Henning abgelöst. Das Ende der 100-Tage-Frist nutzt Simon Kiefer für eine Standortbestimmung und zieht eine erste Bilanz: „Bei pro juventa haben wir ein tolles Arbeitsklima, in dem Bewährtes seinen Platz findet und beständig Neues entwickelt wird. pro juventa steht nie still, die Mitarbeitenden entwickeln die Arbeitsfelder immer weiter“.
Die 1993 aus dem „Kinderheim im Hohbuch“ hervorgegangene Jugendhilfeeinrichtung ist im Landkreis Reutlingen bekannt für ihre Vorreiterrolle bei der Realisierung neuer Ideen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. „Die Schaffung dezentraler Wohngruppen mitten im Lebensfeld war 1973 eine mutige Entscheidung der damaligen Heimleitung unter Führung von Schwester Friedl Auer aus der Großheppacher Schwesternschaft“, sagt Geschäftsführer Kiefer anerkennend. Nach Stationen beim Deutschen Roten Kreuz, unter anderem als Einrichtungsleiter einer Flüchtlingsunterkunft in Rottenburg und in der Bereichsleitung beim Internationalen Bund in Reutlingen hat der Erziehungswissenschaftler nach einer neuen Herausforderung gesucht: „Ich kenne pro juventa schon lange als verlässliche Kooperationspartnerin und Mitglied der Liga der freien Wohlfahrtsverbände. pro juventa hat einen tollen Ruf als Arbeitgeber und Jugendhilfeträger und unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien überall dort, wo Hilfe gebraucht wird. Ich will Teil dieser guten Sache sein. “
Innovative Entwicklungen mit vielfältigen Kooperationen
Auch in der weiteren Entwicklung hatte pro juventa innovative gesellschaftspolitische Ideen und trieb als nächsten Schritt 1985 die Schaffung von Tagesgruppen voran. Statt die Kinder aus der Stammfamilie herauszunehmen, sollten jetzt die Eltern in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt und ein gelingendes Zusammenleben auch in schwierigen Situationen ermöglicht werden. So entstanden wenig später die flexibel organisierten Hilfen, in der eine Fachkraft direkt und alltagsnah mit den Eltern zusammenarbeitet. „pro juventa wäre nicht das, für was wir heute stehen, wenn sich unser Einsatzgebiet auf die sogenannten „Hilfen zur Erziehung“ beschränken würde. Wir betreiben mit unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern, verschiedene Projekte der kommunalen Jugendhilfe.“
Besonders interessant findet Simon Kiefer, der auch eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert hat, das „Wiesprojekt“ im Reutlinger Norden. Es ist für die umliegenden Stadtteile Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, Eltern und Bürgerinnen und Bürger. Das Wiesprojekt verbindet mit verschiedenen Angeboten Quartiersmanagement und Stadtteilarbeit und ist Ideenwerkstatt für innovative Projekte. Aktuelle Beispiele sind das durch die Aktion Mensch geförderte Projekt „BIG“ (Bewegung, Integration, Gesundheit), ein Angebot für Frauen und Mädchen sowie das Programm „Systemsprenger“.
„pro juventa war schon immer innovativ und vorne mit dabei, etwa bei der Neuausrichtung und Weiterentwicklung der Gemeinwesenarbeit zur sozialraumorientierten Jugendhilfe“, fasst Kiefer die Entwicklung zusammen. Sozialraumorientierung bedeutet, dass möglichst viele Institutionen und sozialen Dienste zusammenarbeiten, um die Situation gemeinsam zu verbessern. So sitzen im 2016 eröffneten Familienbüro in Lichtenstein neben pro juventa als freiem Träger auch Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde und des Landkreises. „Es hat sich gezeigt, dass sich mit niederschwelligen Angeboten und der Vernetzung aller im Sozialraum, etwa dem Stadtteil, tätigen Institutionen weitergehende und damit kostenintensivere Hilfen tatsächlich reduzieren lassen“, so Kiefer.
Ein Blick in die Zukunft
Wo sieht der Geschäftsführer von pro juventa die zukünftigen Schwerpunkte seiner Institution? „Wir sind aktuell im Arbeitsfeld „Jugendhilfe und Schule“ besonders engagiert. An mittlerweile über 50 Bildungseinrichtungen im Landkreis sind wir Träger von Schulsozialarbeit, sozialen Gruppen, Schülerbetreuung und Schulbegleitung. Der Bedarf steigt weiter an. Mit als eine Ursache dafür sehe ich in den Auswirkungen der Coronapandemie auf Kinder und Jugendliche“, nennt Kiefer einen der möglichen Gründe. „Aktuell werden vom Landkreis auch vermehrt Angebote bei der Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Ausländer (UMA) angefragt. Wir sind schon lange im Integrationsmanagement tätig und hatten in der Vergangenheit bereits Wohngruppen für junge Geflüchtete installiert, die nach Rückgang der Flüchtlingswelle im Frühjahr 2018 wieder aufgelöst wurden. Dieser Prozess wird uns jetzt wieder neu beschäftigen. Wir haben bereits einige Ideen entwickelt, die nun in die Umsetzung kommen sollen.“
Simon Kiefer freut sich auf die Aufgaben, die vor ihm liegen: „Es ist toll, mit so viel engagierten Menschen zusammen zu arbeiten. Das größte Potential von „pro juve“, wie wir uns auch im Logo nennen und von unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern freundschaftlich bezeichnet werden, liegt in der Mitarbeiterschaft. Mein erster Eindruck hat sich bestätigt, es herrscht ein sehr gutes Arbeitsklima und der Zusammenhalt ist groß. Hier bin ich am richtigen Ort.“
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