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Eine Rallye für die Menschenrechte

Reutlinger-General-Anzeiger 04.12.2021 von Melinda Weber


ENTHÜLLEN AM RATHAUS 2 FREUDIG DIE VIERTE PLAKETTE DER PFULLINGER QR-CODE-MENSCHENRECHTSRALLYE: PFULLINGENS JUGENDREFERENTIN JULIA HILDEBRAND (VON LINKS), BÜRGERMEISTER STEFAN WÖRNER, REGINA GROTH, SCHULSOZIALARBEITERIN AN DER WILHELM-HAUFF-REALSCHULE, UND BARBARA GRULKE, LEITERIN DES FACHBEREICHS 2 BEI DER STADTVERWALTUNG. FOTO: WEBER


Sensibilisierung – In Pfullingen sollen QR-Codes das Bewusstsein für Werte wie Demokratie, Recht und Freiheit schärfen VON MELINDA WEBER PFULLINGEN. Vielleicht ist sie dem einen oder der anderen schon aufgefallen: die quadratische Plexiglastafel mit QR-Code, die seit Kurzem an der Fassade des Rathauses II prangt. Sie ist Teil einer Aktion, die Pro Juventa in Kooperation mit der Stadt Pfullingen auf die Beine gestellt hat: eine QR-Code-Menschenrechtsrallye. Damit soll auf die verschiedenen Menschenrechte aufmerksam gemacht und das Bewusstsein für Werte wie Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit geschärft werden.

Das Prinzip ist einfach: Wer den QR-Code mit dem Smartphone einscannt, erhält Informationen zum jeweiligen Thema angezeigt. Darunter Gesetzestexte, Videos und weiteres Anschauungsmaterial sowie Fragen, die zum Nachdenken über eigene persönliche Bezüge zum Thema anregen sollen.

»Der regionale Bezug war uns wichtig«

Insgesamt vier solcher QR-Code-Tafeln sind mittlerweile in Pfullingen zu finden. Alle platziert an thematisch passenden Orten, erklärt Jugendreferentin Julia Hildebrand beim Pressegespräch zur Einweihung der Rallye. »Der regionale Bezug war uns sehr wichtig«, sagt sie. So gibt es an der Station am Pavillon im Stadtgarten, gleich gegenüber der Uhlandschule, Informationen zu Artikel 26 der Menschenrechtserklärung, dem Recht auf Bildung. Beim Jugendtreff Fusion in der Schlossstraße gibt es Informationen zur UN-Kinderrechtskonvention, der QR-Code an der Fassade des Rathauses informiert zum Thema Menschenwürde, an der Schlossbrücke wird das Thema Rassismus beleuchtet. Die Rassismus-Station sei die umfangreichste geworden, sagt Hildebrand. Das Schlossareal habe man bewusst als Ort dafür gewählt.

Wer den QR-Code scannt, liest etwa in einem Text, den Pfullingens Stadtarchivar Stefan Spiller beigesteuert hat, dass auf diesem Areal bis 1955 »heimatlose Ausländer« untergebracht waren. Darüber hinaus finden sich auf der Seite Informationen darüber, wie sich Rassismus äußert und was dagegen unternommen werden kann oder wo sich in der Kinderliteratur, etwa in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf, Spuren von rassistischer Sprache finden lassen. »Wir fragen bewusst nicht, ob, sondern warum das zensiert werden muss«, betonte Hildebrand. Ein Hinweis, dass diese Station von »weißen Menschen verfasst« und »vor allem für andere weiße Menschen konzipiert« wurde, »die sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen sollen«, sei der Versuch, sich dem Thema möglichst empathisch anzunähern. Zusätzlich sei man aber auch im Austausch mit Personen gewesen, die selbst bereits rassistische Erfahrungen haben machen müssen. »Das war uns wichtig«, sagt Regina Groth von der Schulsozialarbeit der Wilhelm-Hauff-Realschule.

Generell sei die Idee zur Menschenrechtsrallye nicht ganz neu, erklärte sie außerdem. Bereits vor einigen Jahren habe es ein ähnliches Projekt für Pfullinger Schülerinnen und Schüler gegeben. Nun habe man die Pandemiezeit genutzt, um das Konzept weiter auszuarbeiten und das Ganze mit festen Tafeln professioneller und vor allem dauerhafter zu gestalten. Es sei wichtig, Kindern und Jugendlichen bereits früh beizubringen, was Demokratie bedeute, betonte Hildebrand. »Das hat viel mit Auseinandersetzung zu tun.« Gleichwohl richtet sich die Rallye nicht nur an Schüler, sondern soll auch für Pfullingens Bürger allgemein eine Möglichkeit sein, um über Werte und Themen wie Menschenrechte und Demokratie ins Gespräch zu kommen.

Bürgermeister Stefan Wörner sieht in dem Format der QR-Code-Rallye eine Möglichkeit, die Menschenrechte »zeitgemäß zu vermitteln«. Politische Bildung und Demokratieverständnis seien enorm wichtig, betonte der Schultes. Und das nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern genauso für Erwachsene. Auch deshalb unterstütze die Stadt gerne das Vorhaben, »Menschenrechte ins Blickfeld zu bringen«. Es sei auch Aufgabe der Stadtverwaltung, für diese Themen zu sensibilisieren.

Für Jugendreferentin Hildebrand sind die vier QR-Stationen erst der Anfang. Denn Menschrechte und Themen, auf die aufmerksam gemacht werden sollte, gibt es noch mehr, sagt sie. Im kommenden Jahr sollen weitere Stationen folgen. Eine fünfte zum Thema Inklusion werde bereits von der Pfullinger »Agentur für unschätzbare Werte« und Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums entwickelt. Der Pfullinger Jugendgemeinderat hat ebenfalls vor, eine Station zu erarbeiten. Auch das Thema »Queer« sei als Option für eine weitere QR-Station bereits im Gespräch. (GEA)

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